Siebenundvierzig

"Oft hörte ich euch über einen Übeltäter reden, als sei er nicht einer von euch, sondern ein Fremder und ein Eindringling in eure Welt. Ich aber sage euch: So wie der Gerechte nicht höher steigen kann als das Heiligste in jedem von euch, ebenso kann der Böse und Schwache nicht tiefer fallen als das Niedrigste in euch. Und wie ein einzelnes Blatt nicht vergilbt ohne das stillschweigende Wissen des ganzen Baumes, so gibt es auch keine Übeltäter ohne euer aller verborgenen Willen."

"Ihr arbeitet, um Schritt zu halten mit der Erde und der Erde Seele. Denn müßig zu sein bedeutet, den Jahreszeiten fremd zu werden und den Pilgerzug des Lebens zu verlassen, der würdevoll und in stolzer Ergebenheit der Ewigkeit entgegenzieht. Wenn ihr arbeitet, so gleicht ihr einer Flöte, in deren Herzen sich das Flüstern der Zeit in Musik verwandelt. Und wer von euch wollte ein stummes Rohr sein, wenn alle anderen im Einklang singen? Stets hat man euch gesagt, dass Arbeit ein Fluch sei und Anstrengung ein Unglück. Ich aber sage euch, wenn ihr arbeitet, verwirklicht ihr einen Teil des grenzenlosen Traumes, der euch bei seiner Geburt übertragen wurde. Indem ihr euch anstrengt, stellt ihr eure Liebe für das Leben unter Beweis. Und das Leben durch die Arbeit zu lieben heißt, vertraut zu sein mit des Lebens tiefstem Geheimnis. "

"Und wenn du liebst, sag nicht: Gott ist in meinem Herzen. Sag vielmehr: Ich bin im Herzen Gottes. Glaube nicht, dass du den Lauf der Liebe lenken kannst; es ist die Liebe, die deinen Lauf lenkt, wenn sie dich für würdig hält. Liebe hegt keinen anderen Wunsch, als sich zu erfüllen. Doch wenn du liebst und dennoch Wünsche hast, so seien es diese: zu schmelzen und einem fließenden Bach zu gleichen, der sein Lied der Nacht singt; den Schmerz zu großer Zärtlichkeit zu erkennen; verwundet zu sein von deinem eigenen Verständnis der Liebe, und freiwillig und freudig zu bluten; beim Morgenrot mit frohem Herzen zu erwachen und Dank zu sagen für einen neuen Tag der Liebe; zur Mittagszeit zu ruhen und den Verzückungen der Liebe nachzusinnen; abends dankbar heimzukehren und einzuschlafen mit einem Gebet für die Geliebte im Herzen und auf den Lippen einen Lobgesang.
"

"Jedermann im Lande soll einem Bittenden die verlangte Gabe geben. Und in jedem Haus, auch dem ärmsten, soll hinfort der Gast willkommen sein; denn niemand kann wissen, ob der fremde Bettler oder der unbekannte Reisende nicht in Wahrheit ein Gott ist. Seit dieser Zeit erzählt man sich in aller Welt von dem Prußenland, es sei das gastfreundlichste Land im Erdkreis."